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11/24/2023
Mit Abi in die Ausbildung - ein Verdrängungswettbewerb?
Der Anteil der Auszubildenden mit Abitur oder Fachabitur ist laut einer Erhebung des Statistischen Bundesamtes in den letzten zehn Jahren von 23% auf knapp 30% gestiegen. Was bedeutet das für den Ausbildungsmarkt?
Laut den Zahlen des Statistischen Bundesamtes ist der Anteil der Auszubildenden mit Realschulabschluss über den gleichen Zeitraum konstant bei 41% geblieben. Der Anteil von Auszubildenden mit einem Hauptschulabschluss sank hingegen von 31,6% im Jahr 2011 auf nur noch 24% im Jahr 2021.
Wer wählt welche Ausbildungsberufe?
2021 war der am stärksten besetzte Beruf bei Männern mit Hochschul- oder Fachhochschulreife der Beruf des Fachinformatikers mit 10,8 %. Männer mit Realschul- oder Hauptschulabschluss wählten am häufigsten eine Ausbildung zum Kraftfahrzeugmechatroniker (7,9 % beziehungsweise 7,4 %). Frauen mit Hochschulreife oder Fachhochschulreife schlossen am häufigsten einen Ausbildungsvertrag zur Kauffrau für Büromanagement ab (10,8 %). Nach dem Realschulabschluss wählten Frauen am häufigsten eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten (13,1 %). Bei Frauen mit Hauptschulabschluss war Verkäuferin der am stärksten besetzte Beruf (15,5 %).
Gibt es einen Verdrängungswettbewerb?
Von einem Verdrängungswettbewerb kann unserer Auffassung nach nur in einem sehr begrenzten Umfang die Rede sein. Schließlich gab es im Juni 2023 insgesamt 256.000 unbesetzte Ausbildungsplätze. Gleichzeitig haben 147.000 Menschen keinen passenden Ausbildungsplatz gefunden.
Das Hauptproblem besteht also eher darin, dass Betriebe und Bewerberinnen bzw. Bewerber nicht zusammenfinden. In den letzten Jahren wurde immer wieder über das gesunkene Niveau von Bewerbungen gesprochen - hier liegt das Problem also eher allgemein in der Vorbildung und somit im Bildungssystem an sich.
Fachkräftemangel vorprogrammiert
Gleichzeitig stellen wir fest, dass viele Betriebe eine (Fach-)Hochschulreife erwarten. Junge Menschen mit Abiturabschluss haben somit oftmals eine Vielzahl von Ausbildungsangeboten, während es für Personen mit Hauptschulabschluss weniger Alternativen gibt.
Die Probleme sind sicherlich vielfältig. Eindeutig ist jedoch, dass es auf der einen Seite ein großes Angebot an Ausbildungsplätzen gibt und dass auf der anderen Seite viele junge Menschen keinen Ausbildungsplatz finden. Um dieses Ungleichgewicht auszugleichen, muss die Politik Maßnahmen ergreifen - insbesondere vor dem Hintergrund des immer größer werdenden Fachkräftemangels.
Informationsquellen: Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit
Author
Fabian Pohl
Founder and CEO of Azubinet
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